am 18. Juli 2021

 

Mit großer Wehmut denke ich zurück

an meine Feier zum 60er im Garten meines

verstorbenen Bruders.

Ich dachte, das bringt mir nicht mein Glück und doch

war es ganz anders gekommen, als gedacht.

Meine Nichten haben Kabarett gemacht.

Wir haben viel gelacht.

Claudia hat viel mit organisiert

und die Welt schien sich wieder etwas zu ordnen,

doch auch Claudia haben wir bald danach verloren.

Es war ein Schock, unbegreiflich.

Nur wer geliebte Menschen durch den Tod schon verloren

hat eine Ahnung

wovon schreibe ich.

Heute mit 65 habe ich mich arrangiert,

dass man Menschen, die man liebt, verliert.

Sie nie mehr in den Arm nehmen kann.

Dazu gehört auch mein geliebter Mann.

Für ihn war es Erlösung. Ja für uns auch.

Der Leidensweg war schrecklich,

den er Jahre durchgelitten hat.

Jetzt hat er Ruhe gefunden in einem Ehrengrab.

Irgendwann werde ich ihm folgen, wenn es so weit ist.

Heute bin ich demütig und dankbar,

dass es Menschen gibt,

die mir zur Seite stehen, helfen mit dem Schmerz

fertig zu werden.

Auf das mein Leben mit 65 ohne meinen geliebten Mann

und all´ die Lieben, die viel zu früh gegangen sind,

mir sind geblieben.

Die Hoffnung, dass der Sturm sich irgendwann legt,

ehe ich die Erde verlassen muss

und ich mit allen in Frieden bin.

Auch für die anderen,

sonst stehen sie sich selbst einmal im Weg.

Ich weiß nicht wieviel Zeit mir noch bleibt.

Das wissen wir alle nicht.

Erst jetzt ist mir richtig klar geworden:

Geburtstage mag ich nicht.

 

Sie machen so deutlich, wie wenig ich gewissen Menschen wichtig bin und das tut weh.

Ich brauche keine Geschenke, aber manchmal wenige Worte oder Gesten, die mir das Gefühl geben,

dass ich eine Bedeutung habe in ihrem Leben.

Das kann man nicht erzwingen, schon klar.

Vielleicht gelingt es im nächsten Leben.

In diesem ist es mir nicht gelungen und das ist real.

 

18. Juli 2021 (c) J.Praxl-Eder

 

Der 66er ist wirklich sehr einsam von statten gegangen. An den 67er haben aber einige Freundinnen gedacht, mich teils angerufen oder per WhatsApp geschrieben. Mein Sohn hat natürlich an mich gedacht und aus Tirol habe ich ein wundervolles Päckchen erhalten, obwohl wir uns nur virtuell kennen. Wir sind uns wohl mehr verbunden, als die Verwandtschaft, die ohnehin geschrumpft ist. Dabei arbeitet die so hart. 

Tja und nun bin ich 67 und warte darauf, dass ich meinen Mann bald folgen kann. 

Es muss niemand die Sorge haben, dass ich einmal um Hilfe bitte. GANZ GEWISS NICHT, aber für die wenig verbliebenen Freundinnen und Menschen, ganz besonders die an meinem Leben noch teilnehmen bzw. Interesse haben, bin ich dankbar und das vom Herzen.

 

19. Juli 2023