Dieses Bild machte ich nach Weihnachten 2013.

Da sitzen sie:

Mein Lieblings-Bruder Peter und mein Mann.

Das Bier steht auf dem Tisch,

als wäre nichts,

was diese Situation trüben könnte.

Peter sah gut aus.

Das Essen schmeckte wieder.

Auch das Bier.

Das hatte jedoch wieder Hoffnung in mir

erweckt.

Ich muss weinen, wenn ich dieses Foto ansehe.

Es war das letzte in Peters Wohnzimmer.

Bald danach war er nur noch im Bett gelegen.

Geistig hatte er nie abgebaut.

Der Krebs hatte ihm aber alles andere systematisch 

geraubt.

Da habe ich dann auch nicht mehr an eine Heilung

geglaubt.

Meine Besuche bei ihm waren viel zu wenig ausgefallen.

Die MS hat machte sich stark.

Diese Krankheit mit 1000 Gesichtern.

Das ist eher mir selbst aufgefallen,

wie schlecht es mir tatsächlich ergangen war.

Ich äußerte mich nicht darüber.

Was hätte es mir und vor allem den anderen gebracht?

Lähmungen, Sprach - bzw. Wortfindungsstörungen.

Da mein Mann fast den ganzen Tag nur noch schlafend verbringt.

Seine Parkinson ja auch unaufhörlich fortschreitet.

Ohne Hilfe wäre es unmöglich gewesen

dieses Trauma zu schaffen.

Der Helfer wurde dafür von anderen Menschen stigmatisiert.

Sie wissen nicht, wie verletzend das ist

und der MS noch mehr zusetzt,

da man noch mehr an Energie und Kraft verliert.

Die Hauptsache ist, ein Gesprächsthema ist gegeben.

Man könnte fast glauben,

das erhält manche Menschen direkt am Leben.

Die Menschen halten nicht mehr zusammen.

Wenn es ihnen scheinbar zu gut geht,

sind sie gar darum bemüht

anderen Menschen die Würde zu nehmen.

Das ist eine Erfahrung,

die ich mit einer Freundin am Balkon gemacht habe.

Ich bin ja  von klein auf ausgestattet  mit der Gabe:

Immer gerade an Ort und Stelle zu sein,

auch wenn ich es selbst gar nicht will,

dass man mir zuträgt

und wenn es der Wind ist,

der die verletzenden Worte auf seinen Wellen

in meine kleine Loggia bringt.

Diese Menschen wissen eigentlich

gar nichts und doch fühlen sie sich weise.

Es kommt alles im Leben zurück.

Nicht immer gleich.

Auch das ist meine Erfahrung.

Alles hat seine Zeit.

Das Schicksal macht vor niemanden Halt,

hält niemals still.

Niemals zerstöre der anderen scheinbar kleines Glück.

So sei geschrieben hier: Ich teile gerne

Glück und Freude mit dir,

sowie auch Leid,

aber niemals einen fast nicht definierbaren Neid.

Wenn der Mensch kein eigenes Leben hat,

rührt er gerne in anderer Leben seine Suppe satt.

Es gibt viel zu viele Kriege auf dieser Welt.

Dabei geht es zumeist um Macht und Geld.

Wir haben nur dieses eine Leben auf dieser Erde.

Warum können wir Menschen nicht zusammen halten,

wie es viele Tierarten tun und das schaffen in ihrer Herde?

Zum zweiten Mal jährt sich Dein Weggehen von dieser Erde. Alle haben gesagt, dass es nach zwei Jahren leichter werde. Der Schmerz und die Sehnsucht im Herzen, sich noch einmal zu begegnen und zusammen lachen zu können.

Er ist tatsächlich weniger geworden, der Schmerz und auch die Sehnsucht, denn ich trage Dich Peter in meinem Herzen und lache manchmal im Traum mit Dir. Du lebst in meinem Herzen weiter und die vielen schönen Erinnerungen auch. Ich kann daran denken, ohne weinen zu müssen und ich erinnere mich zu gern an Dich mein Lieblingsbruder. Der Schmerz ist kleiner geworden. Umso leichter fällt es mir, die Erinnerungen aufleben zu lassen, sie mir zu gönnen.

In ewiger Verbundenheit

Deine Schwester Fini (10. November 2016)


Nun hat mich auch mein lieber Mann verlassen und das am 70. Geburtstages meines Lieblingsbruders Peter. Ob er wohl seine Hände im Spiel gehabt hat? Zehn Tage hat er nach einem Oberschenkelhalsbruch, den man erfolgreich operiert hat, gekämpft. Er wäre sogar in die Reha nach Bad Erlach gekommen, aber dann war plötzlich der Corona-Test positiv. Darauf hin wurde er auf die Corona-Station verlegt, wo er am 10. Jänner um 9.35 Uhr verstarb, ohne dass er mich je noch einmal sehen oder hören konnte, da wegen der Pandemie absolutes Besuchsverbot gilt. Wie einsam musste er gehen? Wie gut, dass wir uns in unserer letzten Nacht so intensiv verabschiedet haben. Wir haben wohl beide gespürt, dass er nicht mehr nachhause kommen wird. Nun habt Ihr Euch wieder. Adi hat Peter extrem vermisst. Er war nicht nur Schwager, sondern ein bester Freund. Das Gefühl, Peter hat ihn abgeholt, vermittelt mir Trost, denn das Leben nach diesem Bruch wäre nicht das gewesen, was er sich gewünscht hätte.

Du fehlst uns lieber Adi. Thomas läuft im Wohnzimmer ständig im Kreis und ich weine viel. Trotzdem wissen wir beide, dass es für Dich gut ist und Du gut aufgehoben bist.

Ruhe in Frieden Liebster

Deine Fini

und Dein Thomas

gez. J.P.E.